Fanarbeit ist nicht verhandelbar!

Mit Entsetzen haben die unterzeichnenden deutschlandweiten Fanorganisationen den Artikel „Etaterhöhung für Fanprojekte blockiert: Unverständnis über Verbände“ im letztwöchigen Kicker lesen müssen.

Darin wird berichtet, dass die Aufstockung des Etats der Koordina6onsstelle der Fanprojekte (KOS), der seit 2012 (!!!) nicht erhöht wurde, an DFB und DFL scheitert. Und dies, obwohl seit damals 20 Fanprojekte hinzugekommen sind. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat bereits zugesagt, den KOS-Etat jährlich um 100.000 Euro zu erhöhen. Die Verbände lehnen es bisher mit „Verweis auf ihre finanziellen Probleme“ ab, ihren paritätischen Teil von jeweils 25% beizutragen. Sprich: DFB und DFL sind nicht bereit, jeweils 50.000 Euro zu geben.

Während DFB-Präsidenten so schnell wechseln, dass man kaum noch hinterherkommt, ist die KOS seit nunmehr fast 30 Jahren eine vertrauensvolle Ansprechpartnerin für Fans und Fanorganisationen jeglicher Couleur. Neben der Kernarbeit als Koordinationsstelle für alle deutschen Fanprojekte haben die Mitarbeiter*innen der KOS unendlich viel für die Selbstorganisationsfähigkeiten von Fans und Fanorganisationen geleistet. Sei es durch Vermittlung in Konflikten mit Vereinen und/oder Verbänden, sei es durch interne Beratungen und Hilfeleistungen. Der Rückgang von Diskriminierung in den Stadien in den letzten 20 Jahren wäre ohne die Unterstützung der KOS für Fangruppen, die gegen Diskriminierung kämpfen, ebenfalls nicht erfolgt. Nicht zuletzt schaffen es Mitarbeiter*innen der KOS immer wieder, glaubhaft die verschiedenen Facetten der Fankultur öffentlich zu vermitteln.

Die KOS und alle Fanprojekte sind ein elementarer Bestandteil des Fußballs in Deutschland und müssen nicht nur erhalten, sondern langfristig besser ausgestattet werden.

Neben der Geringschätzung der Arbeit der KOS und damit indirekt auch der Fanprojekte, die in dieser DFB/DFL-Entscheidung mitschwingt, ist die Begründung skandalös und mehr als lächerlich. Im September 2022 gab der DFB bekannt, im Falle eines Erfolgs bei der schändlichen WM in Katar würden die Nationalspieler 18,2 Mio. Euro Prämien bekommen. 50.000 Euro wären im Rahmen dieser Prämien gerade einmal die Summe, die jeder Spieler für den Gruppensieg bekäme, selbst wenn er keine Sekunde gespielt hätte. „Der Verband verfügt über liquide Mittel im dreistelligen Millionenbereich“, sagte DFB-Schatzmeister Grunwald letzte Woche bei einer Pressekonferenz im Rahmen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung und des damit einhergehenden drohenden Entzuges der Gemeinnützigkeit für die Jahre 2014 und 2015.

Die DFL arbeitet laut Medienberichten daran, Teile ihrer Übertragungsrechte an Finanzinvestoren zu verkaufen. „Der DFL und den 36 Profivereinen könnten damit mehr als drei Milliarden Euro zufließen“, berichtete etwa N-TV. Der Gesamtumsatz der beiden Profiligen 2019/20 betrug laut DFL- Wirtschafsreport 4,5 Milliarden Euro.

Die paritätische Finanzierung im Rahmen des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit (NKSS) hat sich seit 30 Jahren bewährt. Es kann nicht sein, dass sich DFB und DFL ausgerechnet in Zeiten der Krise aus der Verantwortung stehlen wollen.

Wir fordern den DFB und die DFL auf, ihren Selbstverpflichtungen nachzukommen und für eine ausreichende, nachhaltige und langfristige Finanzierung der KOS und aller Fanprojekte zu sorgen.

Fanarbeit ist nicht verhandelbar.

Eine gemeinsame Stellungnahme von:

BAFF – Bündnis aktiver Fußballfans e.V.
BBAG – Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft e.V. F_in – Netzwerk Frauen im Fußball
QFF – Queer Football Fanclubs
ProFans