Pressemitteilung

Die DFL und die Freiheit im Internet

Berlin, den 04.07.2018

Nach Meinung Vieler sollten Sport und Politik getrennt bleiben. In der Tat ist es ein ganz besonderer Wert des Sports, dass er unterschiedlichste Menschen zusammenbringen kann, eben auch unabhängig von deren politischen Ansichten. Kommunikation und Integration wirken dem Auseinanderdriften unserer Gesellschaft entgegen.

Dieser Konsens, der sonst nur – und berechtigterweise – bei Angriffen auf die Menschenwürde seine Grenzen findet, ist dann bedroht, wenn Fußballverbände sich auf politische Positionen zu partikulären Themen festlegen. Genau das tut der Deutsche Ligaverband, wenn er, wie in der vergangenen Woche geschehen, an die Abgeordneten des EU-Parlaments appelliert, einen Beschlussentwurf zum Medienrecht zu unterstützen.

Konkret geht es um die Einführung des sogenannten Leistungsschutzrechts im Internet und um die Verantwortlichkeit von Plattformbetreibern für Inhalte, die deren Nutzer veröffentlichen. Der Beschluss, den die DFL so gern verabschiedet sähe, hätte über den Schutz urheberrechtlich relevanter Werke vor Missbrauch hinaus weitreichende Auswirkungen.

Die Freiheit von Zitaten und Verlinkungen würde erheblich eingeschränkt. Plattformbetreiber würden sich zum Einsatz von Uploadfiltern gezwungen sehen, also von Algorithmen, die vor der Veröffentlichung beliebiger Inhalte diese automatisiert nach vermuteten Rechtsverletzungen durchsuchen. Wird ein solches Instrument, das übrigens im Koalitionsvertrag der Bundesregierung als unverhältnismäßig abgelehnt wird, erzwungenermaßen eingesetzt, werden nicht nur in vielen Fällen Meinungsäußerungen einer vorauseilenden Zensur zum Opfer fallen – auch die konkrete politische Einflussnahme zum Missbrauch zwecks Unterdrückung unliebsamer Wortmeldungen wird in eher autoritär regierten Ländern naheliegen. Der freie Austausch von Meinungen im Netz, aber auch der ungehinderte Zugang zu Informationen, wäre massiv bedroht, neuerliche Abmahnwellen wären wahrscheinlich.

Es ist bezeichnend, dass die DFL nicht davor zurückschreckt, die Werte zu torpedieren, die das WWW erst populär und wertvoll gemacht haben, um etwaige Schlupflöcher zu schließen, durch die möglicherweise ein kleiner Teil von Einnahmen verlorengeht. Niemand hat Rechteinhaber wie die DFL oder den Springer-Verlag gezwungen, das Internet für sich zu nutzen, und niemand hat sie gerufen, neue Regeln einzuführen, die die Netzkultur und Meinungsfreiheit erheblich beeinträchtigen.

Wann immer es darum geht, noch mehr Geld aus dem Fußballgeschäft herauszuholen, sind alle anderen Werte für die DFL zweitrangig. Seien es die Interessen der Fans (u.a. Thema Anstoßzeiten), seien es die Werte der Mitbestimmung und sozialen Integration (Lizenzierung von Vereinen, in denen Fans nicht stimmberechtigte Mitglieder werden können) oder sei es, wie hier, die Freiheit im Netz – alles wird im Zweifelsfalle geopfert, um einigen wenigen Spielerstars und ihren Beratern noch exorbitantere Einkünfte verschaffen zu können. Die DFL macht sich immer wieder zum Sinnbild der gierigen Monopolistin, die ohne Rücksicht auf die Allgemeinheit alles unterstützt, womit noch mehr Profit erzeugt werden kann. Damit koppelt sich der Spitzenfußball immer mehr als überteuertes Hochglanzprodukt von seiner Basis als Volkssport ab, der die Massen zusammenführt und begeistert.

ProFans Union Berlin, im Juli 2018