DNA-Analyse hat keinen praktischen Nutzen / Bürgerrechte werden zugunsten Sicherheit beschnitten

Das bundesweite Fanbündnis Pro-Fans ist beunruhigt über die zunehmende Überwachung von Fußballfans und verurteilt die aktuelle Eskalationsstufe des deutschen Sicherheitswahns auf das Schärfste. Der neueste Streich der sicherheitspolitischen Stellen setzt der WM-Hysterie (vorerst) die Krone auf. Nach Kameraüberwachung, der im Allgemeinen wahllosen Vergabe von Stadionverboten, einer Welle neuer „Datei Gewalttäter Sport“ – Einträge und der Panikmache in unserem Land ist es nun soweit: Entgegen den Bedenken vieler Datenschützer will man von Speichelproben zwecks DNA-Analyse nehmen. Von „verurteilten Hooligans“. Dass durch die willkürliche Handhabung der Datei-GS-Einträge viele Unschuldige betroffen sein könnten ist egal – der Zweck heiligt die Mittel. Auch stellt sich neben der Frage nach dem Verbleib des Datenschutzes und der Rechte des Einzelnen vor allem auch die nach dem praktischen Nutzen: Werden Polizisten in Scharen Blutspuren an Drittorten absichern?

Sammeln BFE-Einheiten demnächst auf Stehplätzen deutscher Stadien Haarschuppen? Oder dient die Maßnahme einfach der totalen Überwachung? Wohl letzteres, denn in den seltensten Fällen dürften sich verwertbare Spuren finden lassen, falls überhaupt die Spurensicherung anrückt. Die Öffentlichkeit schaut derweil weg, weil sie weiß, dass „die innere Sicherheit extrem gefährdet ist“. Das hat man ihr schließlich in den vergangenen Monaten immer via Medien eingebläut, um die weitere Überwachung ohne Widerstand anzuschieben. Derweil gibt es die im Sommer 2005 versprochene Ombudsstelle immer noch nicht. Innenministerium und DFB hüllen sich bezüglich Gerechtigkeit für Fans in Schweigen und lassen den eigens in Holland gezüchteten WM-Rasen über die Sache wachsen. Es gibt ja auch wichtigere Themen: Einschränkung der Fan- und Bürgerrechte, Verhängung von Stadionverboten und maximale Sicherheit des Staates auf Kosten der Freiheit seiner Bürger.

PRO FANS HAMBURG – Philipp Markhardt