Pressemitteilung - 12. September 2006
Pressemitteilung bezüglich der Vorfälle bei der Anreise zum Spiel OSC Vellmar – SG Eintracht Frankfurt U23 am 09.09.2006
Am Samstag, den 09.09. 2006, machten sich ca. 60 Fans von Eintracht  Frankfurt auf den Weg nach Vellmar, um dort die zweite Mannschaft ihres  Vereins zu unterstützen. Ein Teil dieser Anhänger hat bundesweites  Stadionverbot.
Unter anderem aus diesem Grund fuhr man parallel zum  Spiel der Profimannschaft der Eintracht in Siegen vorzugsweise nach  Vellmar, da auch laut Wortlaut des an sie gegangen  Stadionverbotsschreibens die Stadionverbote in der Oberliga Hessen im  Prinzip keine Gültigkeit besitzen sondern nur von Liga 1 bis Liga 3  (alle DFB/DFL-Veranstaltungen).
Die Oberliga Hessen untersteht dem  Hessischen Fußball Verband, somit ist das bundesweite Stadionverbot hier  nicht pauschal gültig. Es wurden im Vorfeld fast alle Spiele der U23,  heim wie auswärts besucht, wo es zu keinerlei Vorfällen gekommen war.
Die  Anreise erfolgte dabei diesmal per Bahn mit einer vorab  veröffentlichten Verbindung. Der Polizei war somit bereits im Voraus  bekannt, dass einige Fans zu diesem Spiel reisen werden, diese wurden  dann auch durch Beamte der Bundespolizei begleitet. Die Fahrt verlief  ohne Störungen bis Kassel – Wilhelmshöhe, wo die Gruppe umsteigen  musste, um zum Bahnhof Vellmar zu gelangen. Bereits hier wurde die  Abfahrt des Zuges durch die Polizei verzögert, bis Verstärkung eintraf.  Um es noch einmal zu verdeutlichen: Es gab keinerlei erwähnenswerte  Vorfälle, nicht im Geringsten. Im Kasseler Hauptbahnhof stiegen dann  weitere Polizisten zu, unter anderem eine Beweis- und Festnahmeeinheit.
Dies kündigten nun an, eine Personalienkontrolle durchzuführen. Dazu  wurde die Gruppe am nächsten Umsteigebahnhof, Espenau – Mönchehof, aus  dem Zug befördert und am Bahnhof festgehalten. Hier erhielt man die  Auskunft des so genannten „Communicators“ der Polizei, dass, wenn man  sich kooperativ verhalte, diese Kontrolle schnell vonstatten gehen würde  und Personen ohne Stadionverbot das Spiel noch sehen könnten. Dies war  nachbetrachtend Lüge Nummer 1. Als Begründung wurde angeführt, dass der  Verein OSC Vellmar ein Hausverbot gegenüber Personen mit Stadionverbot  ausgesprochen habe.
Alle Personen wurden videographiert, also per  Videokamera wurden Gesicht und Körper genau festgehalten, und rabiat  durchsucht. Dabei wurden Leute durch einige Polizisten mit Ausdrücken  wie „[…]unterste soziale Schicht[…]“, „[…]Abschaum[…]“ oder  „[…]Gesocks[…]“ bedacht. Diese Maßnahme zog sich dann, entgegen der  Ankündigung der Polizei, über einen Zeitraum von ca. 1,5 Stunden hin,  sodass es jedem Eintracht-Fan, ob mit Stadionverbot oder nicht, schon  hier unmöglich gemacht wurde, das Spiel zu verfolgen. Nach dem Hinweis  auf diesen Umstand wurde den Fans erklärt, man würde nach Beendigung der  Kontrolle in einem Zug nach Frankfurt begleitet werden. Es wurde allen  Anwesenden noch zusätzlich Platzverbot für den Raum Kassel/Vellmar  ausgesprochen.
Nachdem dann alle Personen kontrolliert wurden, kam  es durch die Polizei zu Lüge Nummer 2. Es wurden einige Personen  aufgerufen, die sich laut Ankündigung “[…]um die Ecke[…]” ihren  Personalausweis abholen sollten, da für sie die Personenkontrolle  beendet sei.
Nachdem diese Personen dem Aufruf gefolgt waren,  wurden sie hinter das Gebäude geführt. Hier wartete allerdings  mitnichten ihr Ausweis, sondern ein Gefangentransporter, der die Fans  zum Polizeipräsidium Kassel brachte, um sie dort noch länger in einer  Zelle festzuhalten. Dies geschah, ohne dass es den restlichen Fans  möglich war, die Szenerie zu beobachten. Auch hier wurde wieder kein  Unterschied zwischen Personen mit Stadionverbot und Personen ohne  Stadionverbot gemacht. Eine weitere Schikane leistete sich die Polizei,  indem sie einen unsererseits hinzu gerufenen Anwalt, der bereits in  Vellmar weilte, nicht zu seinem Mandanten ließ sondern auch ihm ein  Platzverbot erteilte.
Später wurden dann alle Personen wieder in den  Zug nach Frankfurt gesetzt. Sie hatten bis hierhin niemanden beleidigt,  nichts beschädigt oder sich sonst in irgendeiner nicht vertretbaren  Weise verhalten. Allein ihre Anreise zu einem Oberliga-Spiel nach  Vellmar genügte der Polizei, diese Fans über Stunden hinweg festzuhalten  und zusätzlich auch noch einige, anscheinend willkürlich ausgewählte,  Personen in Gewahrsam zu nehmen. Auch dem Gastgeberverein ging einiges  an Einnahmen verloren. Und sei es “nur” das Geld für 60 Eintrittskarten,  60 Getränke und 60 Würste.
Die oben beschriebene Maßnahme empfinden wir als nicht hinnehmbar, zumal  Recherchen und Anfragen beim gastgebenden Verein, dem OSC Vellmar,  ergaben, dass der OSC Vellmar NICHT im Vorfeld von seinem Hausrecht  gebraucht machte, um mit Stadionverbot belegten Fans den Eintritt zu  verwehren, sondern ganz im Gegenteil erst während des Spiels von der  Polizeiaktion erfuhr.
Der Versuch, Fans den Eintritt zum Spiel zu verwehren, das sie rechtlich  problemlos besuchen durften, ging also rein von der Polizei aus. Es  kann nicht sein, dass das Bemühen von Fans mit Stadionverbot, sich  weiter für ihren Verein zu engagieren, und die zweite Mannschaft  lautstark und kreativ zu unterstützen, so torpediert wird. Wer auch  immer diesen Leuten die Absicht unterstellt, in der Oberliga Hessen  allgemein oder in Vellmar speziell, für negative Schlagzeilen sorgen zu  wollen, muss völlig weltfremd sein. Umso trauriger stellt sich für uns  die Tatsache dar, dass auch nach der WM weiterhin gezielt versucht wird,  gewisse Fantypen loszuwerden und diese strategisch zu attackieren.
Ultras Frankfurt