Pressemitteilung

Am gestrigen Donnerstag, den 07.06.2018 gab der DFB bekannt, dass in der kommenden Saison 18/19 der Montag nunmehr ein regulärer Spieltag in der 3. Liga sein wird. Sollte es einen letzten Beweis dafür benötigen, dass dem Verband und allen weiteren Profiteuren des Fußball-Geschäfts Faninteressen herzlich egal sind, wurde er hiermit eindrucksvoll erbracht.

Berlin, den 08.06.2018

Das Fanbündnis ProFans zeigt sich fassungslos über diesen abermaligen Affront gegenüber Fußballfans. Als im Februar diesen Jahres die Proteste gegen die neuen Montagsspiele in der 1. Bundesliga medial hohe Wellen schlugen, war der Tenor recht deutlich: „Wir müssen aufpassen, dass wir das Rad nicht überdrehen“ – so die allgemeine Rückmeldung aus den Chefetagen nach den eindrucksvollen Protesten in den Fankurven. Was nun in der 3. Liga passiert, ist das genaue Gegenteil dessen.

Der neue Medienrechtevertrag der 3. Liga mit der Telekom beinhaltet zukünftig nicht nur den Montag als festen Spieltag, sondern sorgt
zusätzlich gleich für 5 verschiedene Anstoßzeiten: Freitags 19:00 Uhr, Samstag 14:00 Uhr, Sonntags 13:00 Uhr und 14:00 Uhr, sowie eben Montags um 19:00 Uhr werden nun die Partien der 3. Liga angepfiffen. Dazu gibt es die bereits bekannten 3 „englischen Wochen“ mit Spielen am Dienstag und Mittwoch Abend. Wie üblich beginnt die Saison in der 3. Liga bereits vor den ersten beiden Bundesligen, nämlich am 27.07.18 mit dem Eröffnungsspiel – natürlich an einem Freitag Abend um 19:00 Uhr. Obwohl die Liga früher startet, werden die Terminierungen erst Anfang Juli und damit nach der Veröffentlichung der Bundesligaspielpläne bekannt gegeben.

„Mit welcher Ignoranz und Selbstverständlichkeit der DFB diese weitreichenden Veränderungen kommuniziert, ist schon außerordentlich“
bemerkt ProFans-Sprecher Jörn Jacobs. Erst am 25. Mai, also vor rund zwei Wochen, habe es einen Gesprächstermin von Fanvertretern und DFB-Spitze gegeben, dort wurde diese weitreichende Veränderung nicht erwähnt. Laut der Pressemitteilung des DFB vom 07.06.2018 seien die Vereine „frühzeitig informiert und kommunikativ eingebunden“ gewesen. Diejenigen, die die Suppe auslöffeln dürfen, nämlich die Fußballfans, die ins Stadion gehen wollen, hat man hierbei wohl zum wiederholten Male vergessen.

Dass die finanzielle Situation der Vereine in der 3. Liga nahezu ausnahmslos sehr angespannt ist, ist auch den Fans bekannt. Das sogenannte Fachmagazin „kicker“ schrieb jüngst im Zusammenhang mit der 3. Liga von der „Roulette-Liga“. Das der DFB nun als vermeintlich großzügiger Croupier noch ein paar zusätzliche Jetons an alle verteilt, nur um das aussichtslose Spiel zu verlängern, ist allerdings der falsche Weg. „Anstatt sich auf der Jagd nach noch mehr Erlösen und Vermarktungsmöglichkeiten zu verzetteln und am Ende sich selbst und alles was diesen Sport ausmacht zu verlieren, sollten Verband und Vereine ein gemeinsames Interesse daran haben, eine wettbewerbsfähige und authentische Spielklasse zu bilden. Ein Anfang könnte z.B. die Überarbeitung der oftmals hanebüchenen Lizensierungsanforderungen sein“ so ProFans-Sprecher Jacobs weiter.

Auch der Hinweis von DFB-Vizepräsident Peter Frymuth, dass der zusätzliche Termin am Montag die Umsetzung von Sicherheitsvorgaben erleichtert, zieht nicht. Wenn es die Prognosen – und diese gehören dringlichst auf den Prüfstand – der Sicherheitsorgane hergaben, wurden einzelne Spiele in der Vergangenheit schon mehrfach auf einen Wochentag verschoben, hierfür muss kein regulärer Montagstermin eingeführt werden. Für diese Praxis gibt es leider genügend Beispiele: zuletzt mussten die Fans des Karlsruher SC aufgrund von Vorgaben der Polizei montags nach Zwickau reisen.

Nahezu grotesk wirkt in diesem Zusammenhang die Aussage Frymuths, bei der Ansetzung der Montagsspiele „besonders sensibel“ vorgehen zu wollen. Wie die gelebte Praxis aussieht, könnte man bei den Fans des zukünftigen Drittligisten 1. FC Kaiserslautern erfragen, die in der vergangenen Zweitligasaison an nur 11 von 34 Spieltagen samstags ran durften.

Was bleibt ist die Frage, was der Verband und die Vereine bei der Einführung des Montag als regulären Spieltag in der 3. Liga für eine
Reaktion erwarten, zumal in der Liga so viele Vereine mit großer Anhängerschaft vertreten sind, wie wohl niemals zuvor.

ProFans, im Juni 2018

Pressemitteilung

AG ProFans Hertha BSC bezieht Stellung zur Antwort der Landesregierung Sachsen-Anhalt auf eine kleine Anfrage der Abgeordneten Eva von Angem (Die Linke) zum Polizeieinsatz im Rahmen des Fußballspiels Hallescher FC gegen Karlsruher SC

Am 17.02.2018 wurden rund 200 Herthaner Zeuge eines völlig überzogenen Polizeieinsatzes im Rahmen ihres Besuchs des Spiels Hallescher FC – Karlsruher SC. Als AG ProFans Hertha BSC hinterfragten wir die Sinn-und Verhältnismäßigkeit dieses Einsatzes anschließend (http://hb98.de/fanpolitik/profans-hertha-bsc-hinterfragt-unverhaeltnismaessigen-polizeieinsatz/). In Zusammenarbeit mit der Fanhilfe Magdeburg und der Abgeordneten Eva von Angem (Die Linke) konnte dieser kostspielige Einsatz auch politisch aufgegriffen und hinterfragt werden.

Die uns nun vorliegende Antwort der Landesregierung Sachsen-Anhalt lässt uns nicht minder verdutzt zurück. Ihrer Ansicht nach war der gesamte Einsatz verhältnismäßig und sinnvoll, eine strikte Fantrennung der Berliner und Hallenser Fans unbedingt erforderlich und der gesamte Tag insgesamt erfolgreich. Diese Einschätzung können wir weder teilen noch nachvollziehen. Hinsichtlich der Gründe können wir hauptsächlich auf unsere oben zitierte Pressemitteilung verweisen. Darüber hinaus lässt sich der Antwort entnehmen, dass es ganze fünf Festnahmen an diesem Tag gegeben habe, keine davon betraf einen Herthaner, nur eine wurde in Bezug auf einen Körperverletzungsvorwurf gestellt. Eine angesprochene Auseinandersetzung in einer Straßenbahn zwischen „einer Gruppe der Heimfans und einer Gruppe der Gästefans“ entpuppt sich nach Medienberichten als einen Bierkasten- und einen Flaschenwurf, jeweils eines Fans von Lokomotive Leipzig und eines Fans von Hertha BSC. Insgesamt also ein ruhiger Tag, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genauso abgelaufen wäre, wenn nicht drei Wasserwerfer und ein Hubschrauber die Herthaner vom Bahnhof zum Stadion begleitet hätten.

Das Land Sachsen-Anhalt und ihre Polizei sind in der Wahl ihrer Mittel sicherlich frei und wir wollen auch nicht per se entscheiden, wie viele Polizeikräfte nötig sind. Wenn es jedoch um die mit den Einsätzen verbundenen Kosten geht, verweist die Politik gerne auf „Störer“ und „Chaoten“, die diese verursachen würden. Am 17.02.2018 war diese explizit nicht der Fall. Die Kosten des Einsatzes in Höhe von 162.292,77€ sind enorm und stehen in keinerlei Relation zur Vergangenheit der Aufeinandertreffen, sowie zum generellen Gefahrenpotential. Dass die Landesregierung diese Kosten explizit und ausschließlich mit der oben angesprochenen Auseinandersetzung versucht zu rechtfertigen, spricht Bände.

In einer Zeit in der Bundesländer versuchen, sich die Kosten für Polizeieinsätze von der DFL erstatten zu lassen, muss endlich eine Debatte darüber beginnen, wie mit solch sinnlosen und unbegründeten Entscheidungen und deren finanziellen Folgen umgegangen wird und wer befugt ist, eine Einteilung der Spiele in Risiko- und Nichtrisikospiele vorzunehmen. Die Akteure hierfür haben am 17.02.2018 ausdrücklich versagt und somit Unsummen an Steuergeldern zum Fenster herausgeworfen.

ProFans Hertha BSC, im April 2018

Es ist kein halbes Jahr her, da hatte der DFB, der in Bezug auf Ausnahmen von der 50+1-Regel neben der DFL ebenfalls zustimmen muss, in Person von DFB-Präsident Reinhard Grindel noch großspurig gesagt: „Wir haben verstanden, dass es um mehr geht. Der Fußball in Deutschland steht auch für Stehplätze, faire Eintrittspreise und die 50+1-Regel.“

Aber wie es aussieht, hat man – wie so oft – bei DFB und DFL mal wieder rein gar nichts verstanden. Wiederholt sind die beschwichtigenden Worte aus den Entscheidungszentralen nur leere Phrasen und nichts anders als Stammtischparolen.

Nachdem Martin Kind seinen Antrag auf Ausnahme von der 50+1-Regel bei der DFL ruhend gestellt hat, verkündeten er und die DFL überraschend einträchtig, dass man stattdessen die 50+1-Regel als Ganzes auf den Prüfstand stellen wolle. Von einer Modifizierung ist die Rede, zu der nun alle 36 DFL-Mitgliederclubs eine Meinung haben sollen. Und das, obwohl die Ausnahmekriterien zur 50+1-Regel erst in 2014 von allen 36 DFL-Mitgliederclubs einstimmig beschlossen und geregelt wurden – sogar mit der Stimme Kinds. Das Problem von Martin Kind, dass er selbst aufgrund ungenügender Förderung keine Ausnahmegenehmigung für sich bekommen hat, ist nun zum Problem aller geworden.

Ohnehin ist es um die Verantwortlichen um Christian Seifert (DFL), Reinhard Grindel oder auch Rainer Koch (DFB), der sich letzten Sommer in Bezug auf die Thematik Ismaik/1860 München noch als vermeintlicher Verteidiger von 50+1 hervorgetan hat, in dieser Frage sehr ruhig geworden in den ersten Wochen seit der Nicht-Entscheidung zu Kinds Antrag. Offensichtlich möchten sich die Verantwortlichen bei DFB und DFL nicht die Finger verbrennen, indem sie zu früh mit ihren eigenen Positionen aus der Deckung kommen. Stattdessen lässt man Funktionäre wie Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) für sich sprechen oder Kapital-Lobbyisten wie Alfred Draxler (Bild), Rainer Franzke (Kicker) und Wolfgang Holzhäuser (ehemals Bayer Leverkusen) von der Leine, die schön orchestriert erst einmal ihre Meinungen verbreiten, um dann zu sehen, wie der Wind steht.

Einer Sache sollten sich aber alle in Sachen Windrichtung sicher sein: Bundesweit wird ein Sturm heraufziehen, sollten die Verantwortlichen bei DFB und DFL nicht schleunigst ein Machtwort für den Erhalt von 50+1 in seiner jetzigen Form sprechen:
Die angestrebte Diskussion um 50+1 ist eben nicht nur eine Schönheitsdiskussion um irgendwelche Vereins-und Unternehmensstrukturen, sondern definitiv der sportpolitisch wichtigste Kampf in der nahen Zukunft für alle Fans.

Die 50+1-Regel sei nicht mehr zeitgemäß und ähnliche argumentationslose Phrasen sollen einen Erneuerungsbedarf fingieren. Dabei wird vergessen, dass die 50+1-Regel gerade erst einmal 18 Jahre alt und damit die modernste Regelung ihrer Art in Europa ist und erst kürzlich eine jahrelange Debatte endete, zuletzt mit dem offensichtlich vorgegaukelten Bekenntnis Reinhard Grindels im August 2017.

Die neuerdings populäre Aussage, jeder Verein möge doch selbst entscheiden, wann und ob er das Mehrheitsstimmrecht an Investoren abgeben will, bedeutet letztlich nichts anderes als die de facto Abschaffung von 50+1 durch die Hintertür, selbst wenn sie offiziell auf dem Papier noch bestünde, aber eben totmodifiziert.

Der Möglichkeit der Auslagerung von Profiabteilungen aus den Vereinen, welche angeblich dem Schutz der Muttervereine dienen sollte, stimmten die Mitglieder der auslagernden Vereine nur aufgrund des mit der gleichzeitigen Einführung der 50+1 Regel geschaffenen Vertrauens in die dauerhafte Bestandskraft dieser Regel zu. Mit der nun angedachten Grundsatzdiskussion zur 50+1-Regel ist jedoch nicht weniger als der letzte Schritt in die Totalkommerzialisierung des Vereinssports Fußball beabsichtigt.

Sollte es so kommen, wird sich kein Verein oder Club – trotz geschaffener Satzungsregelungen zum Schutz der 50+1-Regel – den Marktzwängen dauerhaft entziehen können.

Die weltweit attraktivste Liga soll nun zum Ausverkauf bereitstehen. Wolfgang Holzhäuser forderte kürzlich ganz unverblümt lediglich eine dreijährige Kapitalbindung für Investoren und bezeichnete diese allen Ernstes als langfristig. Das nur vermeintlich plumpe Schreckensgespenst der ungezügelten Investoreneinstiege und eines Investoren-Hoppings durch Heuschrecken wäre dann Realität.

Im Gegenzug sollen Fans mit vermeintlichen Zugeständnissen geblendet werden. Verbote von Namensänderungen oder geänderten Vereinsfarben sowie kompletten Standortverlagerungen sollen als Lockmittel dienen, um den Widerstand auf Seiten der Fans gering zu halten und das Thema salonfähig zu machen. Würde man ernsthaft einen Dialog mit den Fans führen wollen, würde man diese Selbstverständlichkeiten nicht mit der 50+1-Regel verknüpfen, sondern sie unabhängig davon einfach festschreiben und umsetzen.

Dass unter den angestrebten Verhältnissen trotzdem Eintrittspreise steigen oder Trikotfarben den Hauptsponsoren angepasst würden ist so klar wie die damit verbundenen Veränderungen für die Fanszenen, die oft auch von DFL und DFB beschworene Fankultur und das soziale Mengengefüge im Stadion.

Um es deutlich zu sagen:
Das plötzliche Anzetteln einer neuerlichen Grundsatzdiskussion zur 50+1 Regel ist nichts anderes als die persönliche sportpolitische Bankrotterklärung von Christian Seifert.
Spielt man dieses Spiel um eine Modifikation von 50+1 bei DFB und DFL mit, öffnen die Verantwortlichen damit unweigerlich ihre eigene Büchse der Pandora. In Hannover hat man gesehen, zu was für Zerwürfnissen und Beschädigungen die Debatte um 50+1 geführt hat. Im Kleinen können DFB und DFL solche Widerstände im Einzelfall vielleicht nach dem Motto „Augen zu und durch“ handhaben. Ob man allerdings zum Wohle des bundesweiten „Premiumprodukts“ Profifußball dazu bereit ist, sich mit den Fans in ganz Deutschland anzulegen, sollte dagegen gut überlegt werden.

Eine Aufweichung bzw. de facto Abschaffung der 50+1-Regel unter dem Deckmantel einer Modifizierung ist eine klare Kriegserklärung an alle Fans bundesweit. Christian Seifert und Reinhard Grindel sollten die Büchse der Pandora schnellstens wieder schließen und den Fans in Deutschland gegenüber verbindlich und vor allem endlich glaubhaft erklären, dass 50+1 nicht angetastet wird.

Herr Seifert, Herr Grindel, ob Sie verstehen oder nicht:
Keine 50+1-Grundsatzdiskussion!

ProFans, im Februar 2018

ProFans in eigener Sache

16. Februar 2018
Kategorie: Allgemein, Pressemitteilung

Mit Befremden hat ProFans die am 14.02.18 vom 1. FC Köln veröffentlichte Stellungnahme “Zusammen fair bleiben!” zur Kenntnis genommen.

Ohne auf die in Teilen haarsträubende Bewertung der “Kölner Verhältnisse”, die die ProFans angeschlossenen Kölner Gruppen – wie auch in der Vergangenheit bereits geschehen – anders darstellen, eingehen zu wollen, verurteilen wir den schäbigen Versuch durch die namentliche Nennung von zwei ehrenamtlichen Fanvertretern diese öffentlich in Misskredit bringen zu wollen auf das Schärfste. Dabei sind die beiden Genannten viel mehr als “Meinungsmacher der (Kölner) Ultra-Szene”. Sie sind seit vielen Jahren ehrenamtlich arbeitende, kritische Fans, die sich durch ihr Engagement für die Belange von Fußballfans deutschlandweit weit über die Kölner Stadtgrenzen hinaus Respekt verschafft haben.

Mit ihrem Idealismus und ihrer Integrität verkörpern sie wohl genau die Eigenschaften, die dem Präsidium, der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat, dem Beirat, sowie Bruchteilen des Mitgliederrates des 1.FC Köln abhandengekommen zu sein scheinen.

ProFans, im Februar 2018

Zwei Fußballfans hatten im Jahr 2007 nach einem Einsatz der Münchner
Polizei Anzeige gegen unbekannte Einsatzkräfte erstattet, die sie mit
Schlagstöcken und Pfefferspray angegriffen hatten. Obwohl festgestellt
wurde, dass die Vorwürfe zutrafen, wurde das Ermittlungsverfahren
schließlich eingestellt, weil die betreffenden Personen nicht identifiziert
werden konnten. Die beiden Fußballfans wandten sich daraufhin an den EGMR,
weil die Münchner Polizei nur unzureichend gegen ihre eigenen Kolleginnen
und Kollegen ermittelt hatte. Das Verfahren wurde unter anderem vom
Fanrechtefonds finanziell unterstützt.

Nunmehr stellte der Gerichtshof fest, dass die Rechte der Klagenden
verletzt wurden. Die Gründe gehen jedoch weit über den Einzelfall hinaus.
Konkret bemängelt die Jury, dass die maskierten Täterinnen oder Täter unter
den Polizeieinsatzkräften nicht identifizierbar waren, weil eine
individuelle Kennzeichnung fehlte. Dies führe faktisch zu einer
Straflosigkeit bei Rechtsverletzungen durch die Polizei. Bei den
Ermittlungen war versäumt worden, die eingesetzten Kräfte zu vernehmen;
Videomaterial war abhanden gekommen – für den Gerichtshof Beleg für die
fehlende Unabhängigkeit der Ermittlungen, denn für das Material war
diejenige Einheit verantwortlich, gegen die sich die Vorwürfe richteten.

„Auch heute, zehn Jahre nach jenem Einsatz, bestehen genau diese Mängel
bei der deutschen Polizei weitgehend weiter“, kritisiert ProFans-Sprecherin
Gloria Holborn und schlussfolgert: „Der Staat ist nun gefordert, die
Unabhängigkeit und Effizienz bei Ermittlungen gegen Polizeibedienstete
sicherzustellen sowie die Identifizierbarkeit zu gewährleisten.“
Pressesprecher Sig Zelt ergänzt: „Bürgerrechts- wie auch Fanorganisationen
fordern dies schon seit Langem. Es ist zu hoffen, dass die Bundesrepublik
Deutschland und die Länder nun endlich die überfälligen Konsequenzen
ziehen, um die Menschenrechte hierzulande zu wahren. Polizeieinsätze dürfen
keine rechtsfreien Räume sein!“

Den beiden betroffenen Fans wurde neben der Erstattung ihrer Auslagen ein
Schmerzensgeld zugesprochen.

ProFans, im November 2017