Nein zur Reform der europäischen Klubwettbewerbe!

Berlin, den 29.03.2021

Am Mittwoch vor Ostern will das UEFA-Exekutivkommittee über eine neue Reform der europäischen Klubwettbewerbe ab 2024 entscheiden. Bereits im Vorfeld ist klar geworden, dass die beabsichtigten Änderungen ein Schlag ins Gesicht der Fans sind, und zwar europaweit:

Durch die Erhöhung der Zahl der Spieltage wird der Termindruck auf die nationalen Ligen noch weiter erhöht. Die Folge wird sein, dass noch mehr Spiele fanunfreundliche Anstoßzeiten erhalten werden und dass es mehr englische Wochen geben wird.

Mit einer nahezu verdoppelten Spielanzahl in der Champions-League soll die Geldmaschinerie noch viel ertragreicher laufen als bisher. Die äußerst ungleichmäßige Verteilung des Geldes wird zur Folge haben, dass sich einige wenige Vereine noch stärker abheben und dass die nationalen Ligen geschwächt werden und sportlich immer weniger Spannung erzeugen. Der Aufstieg von Vereinen aus der zweiten Reihe in europäische Höhen wird nur noch mit der Abhängigkeit von massivem finanziellem Engagement fußballfremder Investoren zu erkaufen sein.

Mit der Reform wird nicht die breitere Beteiligung der Fußballnationen am Spitzenwettkampf gefördert, sondern im Gegenteil die noch stärkere Abschottung einer geschlossenen Elite. Zum Teil soll sogar nicht mehr die aktuelle sportliche Leistung der Maßstab für die Teilnahme am Wettbewerb sein. Stattdessen soll es für Vereine mit hohem finanziellem Investment ein Auffangnetz geben. Unterm Strich wird damit jedoch das wirtschaftliche Hasardspiel noch angeheizt werden, die Abhängigkeit wird sich vergrößern.

„Alle sagen, wir vermissen so schmerzlich die Fans. Und dann wird etwas beschlossen, was völlig konträr zu dem steht, was die Fans sich wünschen“, charakterisiert Nicolai Mäurer von ProFans den eklatanten Widerspruch. Jörn Brauer fragt: „Wo bleibt die Einsicht vom Beginn der Pandemie, sich etwas zurückzunehmen und solide Arbeit zu fördern statt immer irrwitzigere Einnahmen der ganz Großen?“ Pressesprecher Sig Zelt ergänzt: „Selbst die aktiven Fans von Vereinen wie Bayern und BVB lehnen die Pläne ab. Für wen wird eigentlich der Profifußball gespielt, wenn nicht für die Fans?“

Statt verdeckter Ermittler in den Stadien fordert ProFans, dass der Verband die Interessen der Fans und Mitglieder vertritt.

ProFans ruft Dr. Rainer Koch auf: Stimmen Sie am Mittwoch gegen die Pläne der UEFA!

ProFans, im März 2021

ProFans fordert DFB zum Verzicht auf die WM 2022 auf

Berlin, den 08.03.2021

Nicht erst seit gestern erreichen uns Meldungen über menschenverachtende Bedingungen bei der Errichtung der WM-Infrastruktur in Katar. Schon vor sechs Jahren wies die IG Bauen-Agrar-Umwelt auf die hochgradig diskriminierenden und gefährlichen Verhältnisse für Arbeitsmigranten in Katar hin. Diese müssten ihre extrem kargen Löhne nicht nur unter ausbeuterischen Bedingungen und mangelnder Arbeitssicherheit verdienen, nicht nur in unwürdigen Unterkünften leben, sondern seien zudem faktisch rechtlos. So dürfen sie demnach ohne Genehmigung des Arbeitgebers nicht einmal in ihre Heimat zurückkehren.

Inzwischen melden Medien die Zahl von 6.700 toten Arbeitsmigranten auf den WM-Baustellen in Katar per Stand Mitte Februar. Alle sieben Stunden stirbt dort ein Arbeiter vom indischen Subkontinent. Es ist zu spät, diese Leben zu retten. Aber wir können nicht darüber hinwegsehen.

Der Sport verbindet Nationen, unabhängig von Politik, Weltanschauung und Religion. Es ist wichtig, diese Verbindungen zu erhalten und immer wieder zu erneuern. Aber hier geht es nicht um Fragen von Politik und Kultur, sondern hier geht es um Menschlichkeit, um das Recht auf Leben.

Wir wissen sehr wohl, dass viele Fußballfreunde den Spielen der deutschen Nationalmannschaft entgegenfiebern. Uns ist ebenso bewusst, dass eine Weltmeisterschaft für die Sportler der Höhepunkt ihrer Laufbahn schlechthin ist. Wir sind Fußballfans und lieben diesen Sport. Aber es gibt nichts, was es rechtfertigen könnte, die Menschenrechtsverletzungen in Katar hinzunehmen, ja, gar durch die Teilnahme am Turnier wissentlich, billigend zu unterstützen. Die Stimmen werden lauter, und ProFans stellt sich ganz klar an die Seite derer, die einen Boykott dieser Weltmeisterschaft für unumgänglich halten.

Wir fordern den DFB auf, die Teilnahme an der WM in Katar abzusagen.

Ein rauschendes Fußballfest auf den Gräbern von Tausenden Arbeitsmigranten – daran teilzuhaben, wäre das Ende von Ethik und Würde. Mit Entsetzen wenden wir uns davon ab. Fußball ist mehr als nur ein Spiel. Fußball ist auch: gesellschaftliche und soziale Verantwortung. Wir sind sicher, andere werden dem Beispiel Deutschlands folgen. Will der DFB noch einen letzten Rest von Glaubwürdigkeit behalten, muss er seine Teilnahme an diesem Turnier absagen, und zwar jetzt!

ProFans, im März 2021

Bündnis ProFans zum Ergebnisbericht der „Taskforce“ Zukunft Profifußball:
Nein, wir sind nicht enttäuscht, denn wir haben nichts anderes erwartet

Berlin, den 04.02.2021

Heute hat die DFL den zusammenfassenden Ergebnisbericht der „Taskforce“ Zukunft Profifußball veröffentlicht. Wo man sich umhört, findet man Stimmen der Enttäuschung über die unverbindlichen, schwammigen und viel zu kurz gedachten Ansätze. Bei ProFans ist niemand enttäuscht, denn nichts anderes haben die von dem Bündnis vertretenen Gruppen erwartet.

Wenn man das von ProFans unterstütze Papier der fan-getragenen Initiative Profifußball mit dem Ergebnisbericht der sogenannten Taskforce vergleicht, fällt sofort die ganz unterschiedliche Qualität ins Auge. Während die Fans auf Grundlage gründlicher Analysen zu Handlungsschlussfolgerungen kommen, die von konkreten Problemlösungs-Vorschlägen getragen sind, kommt es bei der „Taskforce“ lediglich zu Absichtserklärungen und völlig unverbindlichen Handlungsempfehlungen. Letztere beschränken sich zudem größtenteils auf die Beschreibung ganz allgemeiner Ziele oder aber sie zielen auf die Einsetzung nachfolgender, neu zu schaffender Gremien ab und bleiben somit weitgehend ergebnisoffen.

„Das ist kein Ergebnis einer wirklichen Taskforce, die schnell und entschlossen das Ruder in die richtige Richtung bringt, sondern es ist der Kompromiss eines Laberladens, wo keiner dem anderen wehtun will“, fasst Jörn Brauer von ProFans die Einschätzung des Bündnisses zusammen.

Anstatt den Fokus auf das Zurückführen der Ausgabenseite auf ein vernünftiges Maß zu legen, empfiehlt die „Taskforce“ im 4. Punkt sogar, die ausgezehrte Kuh noch weiter zu melken und zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. Gerade einmal eine Deckelung der Ausgaben für Beratungsleistungen soll angestrebt werden (Punkt 9). Mit allem anderen, was zur wirtschaftlichen Stabilität führen könnte, will man auf europäische oder globale Reformen warten. Geradezu unglaublich weltfremd liest sich aus Sicht der aktiven Fans die Passage im Punkt 8, dass das Engagement professioneller Investoren für mehr Wettbewerb sorgen könne. Offenbar hat das Gremium völlig den Blick dafür verloren, dass die Fans sich für den Wettbewerb auf sportlicher Ebene – bei annähernd vergleichbaren wirtschaftlichen Voraussetzungen – begeistern und nicht für den finanziellen Überbietungswettbewerb beim Einkauf von „Spielermaterial“.

Bezeichnend ist auch, dass der „Taskforce“ zur Wiederbelebung des festgefahrenen Dialogs mit den Fangruppen nichts anderes einfällt, als weiterhin auf Formate unter Federführung des Verbandes zu setzen – wohlbemerkt ohne diesen Formaten irgendeine Verbindlichkeit zuzuweisen, zum Beispiel etwa nach dem Muster der Mitwirkungsrechte von Belegschaftsvertretungen in Wirtschaft und Behörden.

„Mutige Schritte sehen ganz anders aus. Einen netten Anstrich von Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung, darauf konnten sie sich noch einigen. Für eine wirkliche Kursänderung fehlt jedoch der Wille“, resümiert Sprecher Sig Zelt. Na dann: Gute Nacht.

ProFans, im Februar 2021

ProFans fordert sofortige Aufhebung von Stadionverboten

Berlin, den 12.10.2020

Seit der vergangenen Woche erschüttert erneut ein Skandal den Deutschen Fußballbund, wieder einmal geht es um Steuerhinterziehung. Einnahmen aus Bandenwerbung sollen nicht als geschäftliche Erlöse deklariert worden sein. Jeder Schatzmeister im Vereinswesen weiß, dass so etwas eine wirtschaftliche Tätigkeit ist, die in bestimmtem Umfang der Gemeinnützigkeit nicht entgegensteht, jedoch nicht unter deren Steuerbegünstigung fällt. Steuerhinterziehung in der fraglichen Höhe (rund 4,7 Mio Euro) zieht üblicherweise immer Haftstrafen ohne Bewährung nach sich.

Presseberichten ist zu entnehmen, dass offensichtlich unter anderem gegen Reinhard Grindel, Dr. Rainer Koch und Dr. Reinhard Rauball als Beschuldigte ermittelt werde. In der Stadionverbotsrichtlinie des DFB heißt es, dass ein bundesweit wirksames Stadionverbot ausgesprochen werden soll „bei eingeleiteten Ermittlungs- oder sonstigen Verfahren, insbesondere in folgenden Fällen … 15. Sonstige schwere Straftaten im Zusammenhang mit Fußballveranstaltungen“. Dies trifft hier unzweifelhaft zu.

Bei ähnlich schwerwiegenden Delikten, aus der Fanszene heraus begangen, machen Vereine und der Verband sofort öffentlich, dass die Beschuldigten Stadionverbote erhalten. Innenminister profilieren sich dann gern, indem sie ‚lebenslange‘ Betretungsverbote fordern. Im aktuellen Fall ist jedoch in keiner Weise von etwaigen Stadionverboten gegen die betreffenden Herren die Rede. Auch schon bei den Ermittlungsverfahren von 2015 bis 2020 gegen führende, zum Teil ehemalige, DFB-Funktionäre, die übrigens weder mit Freispruch noch mit Verfahrenseinstellung mangels hinreichenden Tatverdachts endeten, was nach den DFB-Regeln zur Aufhebung eines Stadionverbotes Anlass geben würde, kamen die Betreffenden ungeschoren davon.

ProFans kritisiert grundsätzlich das Instrument der bundesweiten Stadionverbote. Sie werden als Sicherheitsmaßnahme verbrämt, um sie juristisch legitimieren zu können, sind jedoch als Strafe gedacht und werden auch als solche wahrgenommen. Ihr tatsächlicher Einfluss auf aggressive Verhaltensweisen ist umstritten. Unabhängig davon kritisiert ProFans jedoch ganz besonders die in der genannten Richtlinie festgeschriebene Praxis, Stadionverbote zu erteilen, bevor eine Schuld erwiesen ist, und fordert seit vielen Jahren die Anwendung des Rechtsgrundsatzes der Unschuldsvermutung. Wenn dieser Grundsatz nun tatsächlich Gehör findet, indem er für verantwortliche hohe Funktionäre gilt, dann ist es in keiner Weise hinnehmbar, dass einfachen Fußballfans in sehr viel geringfügigeren Verdachtsfällen der Besuch von Fußballspielen verboten bleibt. Es ist die große Mehrzahl aller Stadionverbote, die nur auf Verdacht hin ausgesprochen werden.

ProFans-Sprecher Jörn Brauer bringt es auf den Punkt: „Hier geht es um Straftaten mit mehreren Millionen Euro Schaden für die Allgemeinheit und der DFB denkt nicht daran, Stadionverbote auszusprechen. Währenddessen sind einfache Fans mit Stadionverbot sanktioniert, nur weil sie etwa verdächtigt werden, ein Bier nicht bezahlt zu haben.“ Pressesprecher Sig Zelt ergänzt: „Das ist genau das Prinzip: Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen. Das ist extrem empörend und verletzt den Gerechtigkeitssinn der Fans.“

Indem der DFB eine derartige eklatante Ungleichbehandlung duldet, befeuert er wissentlich die konfrontative Spannung zwischen Verband und Fanbasis. Das ist das Gegenteil von gesellschaftlicher Verantwortung. Nur der Verzicht auf alle Stadionverbote – zumindest auf jene, die sich nur auf eine unbewiesene Beschuldigung gründen – kann die logische Konsequenz sein!

ProFans, im Oktober 2020

Worte und Taten beim DFB

16. September 2020
Kategorie: Allgemein, Pressemitteilung

Worte und Taten beim DFB

ProFans verurteilt Gedankenspiele des DFB zur Einschränkung der Fanprojektfinanzierung

Berlin, den 16.09.2020

Einem Bericht des „Spiegel“ zufolge beabsichtigt der Deutsche Fußball-Bund eine deutliche Einschränkung der von ihm mitgetragenen Finanzierung der Fanprojekte. Bei diesen handelt es sich um fußballspezifische sozialpädagogische Einrichtungen der Jugendhilfe, die paritätisch aus öffentlichen Geldern und von den Fußballverbänden finanziert werden. Sie leisten einen äußerst wertvollen Beitrag zur Gewaltprävention und Deeskalation, sie vermitteln demokratische, humanitäre und diskriminierungsfreie Prinzipien. Die Ergebnisse ihrer Arbeit zeigen sich nicht von heute auf morgen, aber langfristig sind sie sehr erfolgreich und effizient, wenn man die Kosten denen mancher überzogener Polizeieinsätze gegenüberstellt. Als einzige Einrichtungen der Jugendhilfe stellen sich Fanprojekte einer institutionalisierten Bewertung; dabei erfüllen nach ProFans vorliegenden Informationen aktuell alle bestehenden Projekte die Kriterien des Qualitätssiegels „Fanprojekt nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“.

Auf den Medienbericht hat der DFB inzwischen mit einer eigenen Erklärung reagiert. ProFans-Pressesprecher Sig Zelt sieht deren Duktus in der Nähe von Kommuniques des SED-Politbüros: „Die Absicht, den finanziellen Anteil künftig zu kürzen, verbrämt der DFB mit der Aussage, die Förderung ‚bis zum 30. Juni 2022 unverändert‘ zu lassen. Derartig irreführende Meldungen erinnern in fataler Weise an die Zeiten der DDR.“

Wieder einmal zeigt sich, dass sich zwischen hehren Werten, die der DFB beansprucht, und seinem tatsächlichen Handeln ein eklatanter Spalt auftut. Verbindet man schon in den letzten Jahren mit dem Namen „Deutscher Fußball-Bund“ vornehmlich peinliche Affären, in denen es um Bestechung, Untreue und Steuerhinterziehung geht, von mangelndem Aufklärungswillen ganz zu schweigen, so wird nun auch deutlich, dass all die blumigen Worte über die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs zu Lippenbekenntnissen verkommen – gerade jetzt, in einer Phase sich zuspitzender gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und erstarkender rechtsextremer Kräfte, zur völligen Unzeit.

Und wieder einmal wird ProFans in seiner Haltung, dem strukturierten Fandialog fernzubleiben, bestärkt, denn wie bei allen wirklich wichtigen Entwicklungen und Entscheidungen, die Faninteressen berühren, hat es der DFB auch bei dieser Frage nicht für nötig befunden, sie in die Arbeitsgruppe „Fankulturen“ einzubringen. „Wozu auch“, fragt ProFans-Sprecher Jörn Brauer „wenn man die Meinung der Fanorganisationen ohnehin nicht zu berücksichtigen gedenkt? Deutlicher kann der DFB die Missachtung des Fandialogs kaum zeigen.“

Business as usual. Auch die Krise ändert nichts an den alten Denkmustern. Da kann man schon ahnen, wie es um die Neuausrichtung des Profifußballs und die dafür angekündigte Taskforce bestellt sein wird. Die fußballinteressierte Öffentlichkeit wird ihr Auge darauf richten.

ProFans, im September 2020