Worte und Taten beim DFB

ProFans verurteilt Gedankenspiele des DFB zur Einschränkung der Fanprojektfinanzierung

Berlin, den 16.09.2020

Einem Bericht des „Spiegel“ zufolge beabsichtigt der Deutsche Fußball-Bund eine deutliche Einschränkung der von ihm mitgetragenen Finanzierung der Fanprojekte. Bei diesen handelt es sich um fußballspezifische sozialpädagogische Einrichtungen der Jugendhilfe, die paritätisch aus öffentlichen Geldern und von den Fußballverbänden finanziert werden. Sie leisten einen äußerst wertvollen Beitrag zur Gewaltprävention und Deeskalation, sie vermitteln demokratische, humanitäre und diskriminierungsfreie Prinzipien. Die Ergebnisse ihrer Arbeit zeigen sich nicht von heute auf morgen, aber langfristig sind sie sehr erfolgreich und effizient, wenn man die Kosten denen mancher überzogener Polizeieinsätze gegenüberstellt. Als einzige Einrichtungen der Jugendhilfe stellen sich Fanprojekte einer institutionalisierten Bewertung; dabei erfüllen nach ProFans vorliegenden Informationen aktuell alle bestehenden Projekte die Kriterien des Qualitätssiegels „Fanprojekt nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“.

Auf den Medienbericht hat der DFB inzwischen mit einer eigenen Erklärung reagiert. ProFans-Pressesprecher Sig Zelt sieht deren Duktus in der Nähe von Kommuniques des SED-Politbüros: „Die Absicht, den finanziellen Anteil künftig zu kürzen, verbrämt der DFB mit der Aussage, die Förderung ‚bis zum 30. Juni 2022 unverändert‘ zu lassen. Derartig irreführende Meldungen erinnern in fataler Weise an die Zeiten der DDR.“

Wieder einmal zeigt sich, dass sich zwischen hehren Werten, die der DFB beansprucht, und seinem tatsächlichen Handeln ein eklatanter Spalt auftut. Verbindet man schon in den letzten Jahren mit dem Namen „Deutscher Fußball-Bund“ vornehmlich peinliche Affären, in denen es um Bestechung, Untreue und Steuerhinterziehung geht, von mangelndem Aufklärungswillen ganz zu schweigen, so wird nun auch deutlich, dass all die blumigen Worte über die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs zu Lippenbekenntnissen verkommen – gerade jetzt, in einer Phase sich zuspitzender gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und erstarkender rechtsextremer Kräfte, zur völligen Unzeit.

Und wieder einmal wird ProFans in seiner Haltung, dem strukturierten Fandialog fernzubleiben, bestärkt, denn wie bei allen wirklich wichtigen Entwicklungen und Entscheidungen, die Faninteressen berühren, hat es der DFB auch bei dieser Frage nicht für nötig befunden, sie in die Arbeitsgruppe „Fankulturen“ einzubringen. „Wozu auch“, fragt ProFans-Sprecher Jörn Brauer „wenn man die Meinung der Fanorganisationen ohnehin nicht zu berücksichtigen gedenkt? Deutlicher kann der DFB die Missachtung des Fandialogs kaum zeigen.“

Business as usual. Auch die Krise ändert nichts an den alten Denkmustern. Da kann man schon ahnen, wie es um die Neuausrichtung des Profifußballs und die dafür angekündigte Taskforce bestellt sein wird. Die fußballinteressierte Öffentlichkeit wird ihr Auge darauf richten.

ProFans, im September 2020